Mit Steinen zeichnen? - Dscheladas im NaturZoo verblüffen die Wissenschaft

Kritzeln mit Steinen: Die Dscheladas oder Blutbrustpaviane im NaturZoo Rheine sind mit ihren besonderen Verhaltensweisen Gegenstand einer neuen wissenschaftlichen Veröffentlichung im „Journal of Ethology“.

Mehrere männliche Dscheladas wurden dabei beobachtet, wie sie in ihrer Freianlage Steine auswählten, mit denen sie auf Felsen ein dem Zeichnen ähnliches Verhalten ausführten, bei dem Striche und „Gekritzel“ entstanden. Dabei gab es zwei verschiedene Techniken: Während ein Affe den Stein auf einer harten Unterlage rieb, pickelte der andere kleine Teile von dem Stein ab, mit denen er dann das „Kritzeln“ ausführte.  Das Verhalten hatte sich spontan entwickelt, das heißt, die Tiere wurden nicht dazu trainiert. Bemerkenswert ist, dass das Verhalten einen „Selbstzweck“ hat: Während andere Tiere Steine als Werkzeug benutzen, um an Futter zu gelangen, so ist das Nutzen der Steine in diesem Fall rein spielerisch zu sehen. Es wird also durch das Manipulieren der Steine keine „Belohnung“ erwartet. Festzustellen ist, wie konzentriert die Affenmänner dieser Steinmanipulation vorgehen, und es ist auch offensichtlich, dass sie damit nicht andere Gruppengenossen beeindrucken wollen, sondern sich ganz selbstbezogen beschäftigen.

Die Beobachtungen dazu erfolgten im NaturZoo bereits in den Jahren 2010 und 2011 durch die Anthropologin Professor Elisabetta Palagi von der Universität Pisa und ihrer damaligen Studentin Virginia Pallante. Bei der Auswertung der Video-Protokolle aus dieser Studienzeit wurde das Stein-Manipulieren entdeckt. Die Besonderheit dieses Verhaltens der Dscheladas wurde in Wissenschaftskreisen diskutiert und resultierte schließlich in der aktuellen Publikation.

Die vollständige Publikation (Englisch) findet man hier.

Die beiden „Kritzler“ leben übrigens nicht mehr im NaturZoo. Sie zogen schon vor Jahren in den Zoo Amnéville in Frankreich um. Allerdings haben sie das Stein-Manipulation-Verhalten hinterlassen: Es wird gelegentlich in der Dschelada-Gruppe im NaturZoo beobachtet, bisher immer ausgeführt von männlichen Tieren. Zukünftige Beobachtungen sollen weitere mit dem Verhalten in Verbindung stehende Fragestellungen beantworten, ob zum Beispiel auch mit dem Kratzen und Schaben erzeugte Geräusche ein Anreiz für das Steine-Bewegen darstellen.

Die aktuelle Studie belegt einmal mehr die Bedeutung von Zootieren in der wissenschaftlichen Forschung. Die Dscheladas in europäischen Zoos – und zumeist unter Einbezug der Tiere in Rheine – waren im vergangenen Jahr Gegenstand von insgesamt 8 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

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